Hier wächst die Zuversicht

Das TINA Magazin besucht den Heilkräutergarten „Hevrîn Xelef“

Artikel von Jennifer Campen | Mai 2024

Amani (l.) und Ganiyat fühlen sich im Berliner Heilkräuterdschungel wohl

Eine kleine duftende Oase, mitten im sonst eher tristen Neukölln, das ist der Heilkräutergarten „Hevrîn Xelef“ in der Hermannstraße. Hier ist ein Ort entstanden, an dem geflüchtete Frauen die Möglichkeit bekommen, ihren harten Alltag eine Weile zu vergessen. Denn allein die Flucht in ein anderes Land ist schon nervenaufreibend. Dann auch noch die Kultur, Rechtslage und Sprache zu verstehen, ist eine immense Herausforderung. Umso wichtiger, dass es einen Platz gibt, an dem die Frauen die Ruhe der Natur genießen und Zuversicht schöpfen können – weit weg von Ämtern und kargen Unterkünften. 

Genau diese Idee verfolgt Anuscheh Amir-Khalili mit dem Heilkräutergarten-Projekt: „Wir wollten eine Alternative anbieten zu engen Büroräumen“, sagt die Anthropologin und Gründerin des Vereins Flamingo, einem Netzwerk für geflüchtete Frauen und Kinder. „Wo etwas Heilendes stattfindet. Wo man nicht die gleiche Sprache spricht und erst mal über das Machen in Kontakt tritt.“

Vorbild für den Garten ist ein syrisches Frauendorf 

Den Garten gibt es seit 2019, er ist benannt nach der kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef, die damals in Syrien von Milizen getötet wurde. Derzeit gärtnern rund 20 geflüchtete Frauen hier, pflanzen und hegen auf etwa 500 Quadratmetern Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Salbei. „Viele der Frauen, die ich kennenlernen durfte, verfügen über ein unfassbar großes Wissen, was Natur, den Umgang mit Erde, Pflanzen und Heilung betrifft“, sagt Anuscheh Amir-Khalili. Die regelmäßige Gartenarbeit bringe eine Routine in deren unruhigen Alltag, zudem könnten die Frauen sich untereinander austauschen und neue Kraft schöpfen. Nicht nur aus der Heilkraft der Pflanzen selbst, sondern auch aus dem Prozess der Entstehung und Planung.

Die Idee des Gartens wurde angeregt von dem befreundeten Frauendorf Jinwar in Nordsyrien. Dort versorgen sich die Frauen komplett selbst. „Das hat uns sehr inspiriert, und wir haben angefangen, ein Projekt zu starten, dessen Mittelpunkt der Heilkräuter- beziehungsweise Gemeinschaftsgarten ist. Um ihn herum finden Bildungsangebote statt, Selbstverteidigungskurse, Rechtsberatung und verschiedene Workshops.“ Mit Jinwar sind die Berliner Frauen tief verbunden. Regelmäßig versorgen sie sich gegenseitig mit Samen. (Ganzer Artikel in der Galerie)

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